Zettelmeyer 2301 und 2401

Ulf Böge • 15. August 2021

Urväter der heutigen Hamm-Walzenzüge

Die Entwicklung von wirklich neuen Baumaschinenkategorien ist rückblickend betrachtet äußerst selten. Zu den jüngsten innovativen Konzepten zählen Teleskoplader, Radlader und Walzenzüge. Letztere wurden Ende der Sechziger Jahre vom amerikanischen Hersteller Bros erstmals vorgestellt. Die Idee eines Walzenzuges war seinerzeit die vibrierende Verdichtungsleistung einer Bandage mit einen starken Antrieb und guter Traktion zu kombinieren. Anfangs lautete die Fachbezeichnung daher für diese neue Walzenart auch noch Kombiwalze. Heute versteht man darunter etwas anderes und Walzenzüge haben sich auf vielen Baustellen als Bodenverdichter erfolgreich durchgesetzt. 

Zu den ersten Anbietern in Deutschland gehörten Bomag und Weller. Aber auch die Baumaschinenfabrik Zettelmeyer aus Konz erkannte das Potential der neuen Walzenzüge und nutzte bei der Entwicklung das Wissen aus der Herstellung von Knickladern. Im Jahre 1974 stellte Zettelmeyer mit den Typen Compactor 2301 und 2401 gleich zwei Maschinen mit Grundgewichten von 7000 bzw. 10700 Kilogramm vor. Beide Walzenzüge wurden hydrostatisch angetrieben und verfügten stufenlos über zwei Geschwindigkeiten. Jeweils 13800 und 22500 kp Verdichtungskraft konnte mit der Bandage aufgebracht werden. Für besonders guten Bodendruck sorgte ein zentrales Pendel-Knickgelenk. Anders als heute gehörte eine feste Kabine zur Sonderausrüstung und konnte optional bestellt werden. Ebenfalls im Gegensatz zur heutigen Anwendung der Walzenzüge konnten die Varianten Compactor 2301 A und 2401 A auch mit Glattreifen für den Einsatz beim Asphalteinbau ausgestattet werden. Zettelmeyer war somit mit den neuen Maschinen für die neuen Marktanforderungen bestens gerüstet. 

Es kam dann aber alles anders. Bedingt durch schwere wirtschaftliche Probleme wurde der Traditionshersteller im Jahre 1975 Teil der damals neuen IBH-Holding. IBH kaufte angeschlagene Baumaschinenhersteller auf und ordnete diese unter dem eigenen Dach neu. Zahlreiche internationale Marken, darunter auch Hanomag, Terex, Duomat und Hymac sollten von diesem Synergieeffekt profitieren. Auch der Walzenhersteller Hamm gehörte dazu. IBH beschloss, die Walzenprogramme von Zettelmeyer und Hamm zusammen zu legen. Ab sofort konnte damit Hamm auch über die neuen Walzenzüge von Zettelmeyer verfügen. Das machte durchaus Sinn, denn Hamm bot zu diesem Zeitpunkt nur Dreirad- und Tandemwalzen an. Schon kurz darauf erschienen die Hamm-Walzenzüge HW 2301-S, HW 2401-S und HW 2501-S, die auf der Konstruktion von Zettelmeyer basierten. Knapp acht Jahre später war IBH dann Geschichte und eine der gewaltigsten Umstrukturierungsphasen der Baumaschinenbranche hatte 1983 ein unrühmliches Ende. Hamm konnte sich als Teil der Wirtgen-Gruppe danach wieder wirtschaftlich erholen und gehört heute ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Anbietern von Walzen aller Art. Heute gehört Ham zu John Deere
von Ulf Böge 21. November 2025
Vielseitig: Die HM 280 vom Hüttenwerk Michelstadt konnte mit unterschiedlichem Zubehör, wie hier auch mit einem Atlas-Bagger, zu einer Universalmaschine werden.
von Ulf Böge 21. November 2025
Schon 1959 sehr modern: Der Carman ABS 350 verfügte über eine abgeschlossene Kabine und eine fingerleichte Servobedienung für die Bedienung des Tieflöffels mit 3,5 cbm Inhalt.
von Ulf Böge 21. November 2025
Ursprünglich war der M 500 H von Menck entwickelt worden. Erfolgreich wurde er jedoch erst als Lizenzbau bei Waryński in Polen, wo er auch die Bezeichnung K-2506 bekam.
von Ulf Böge 21. November 2025
Made in England: Die Track-Marshall-Planierraupe Typ 70 H gehörte viele Jahre zum gewohnten Bild auf Baustellen im gesamten Großbritannien.
von Ulf Böge 21. November 2025
Der Ruston-Bucyrus RB-22 war ein beliebter Universalbagger, der nicht nur in England weit verbreitet war.
von Ulf Böge 21. November 2025
Der Kompaktlader Derruppé D 60 aus dem Jahre 1969 zeichnetet sich durch eine Vielzahl von konstruktiven Besonderheiten aus und prägte damals das Bild der Baustellen in Frankreich.
von Ulf Böge 21. November 2025
Der Universalbagger Gross UB 450 konnte als Kran sowie mit Hoch- oder Tieflöffeleinrichtung eingesetzt werden. Rund 12,8 t wog er in der Basisausführung.
von Ulf Böge 19. Januar 2025
Es sind oftmals die außergewöhnlichen, mutigen oder zum Teil sogar waghalsigen Konstrukte der Baumaschinengeschichte, die heute als Legenden bezeichnet werden können. Zweifelsfrei kann auch der im Jahre 1955 der staunenden Fachwelt präsentierte Raupentraktor und Bulldozer TC-12 von Euclid aus dem U.S.A. dazu gezählt werden. Er verfügte über ein bis heute signifikantes Merkmal - ihn trieben gleich zwei separate Motoren an. Der Grund für die Entwicklung des Euclid TC-12 reichte bis ins Jahr 1952 zurück, als General Motors (GM) die alteingesessene Euclid Company aus Euclid, Ohio, kaufte. Dessen Historie reichte bis zum Jahr 1907 zurück - damals hieß das von George A. Armington gegründete Unternehmen noch Armington Electric Hoist Company und wurde später umbenannt in Euclid Crane and Hoist Company . Seit den 1920er Jahren hatte sich Euclid auf die Herstellung von Erdbewegungsmaschinen spezialisiert und beanspruchte für sich eine führende Rolle in Amerika. Während Euclid nun in einem wachsenden Markt neues Kapital benötigte, arbeitete GM seit 1952 am Einstieg in den Baumaschinensektor. Folglich kam es zur Übernahme und GM konnte nun seinem Rivalen Caterpillar gebührend Konkurrenz machen. Ein motiviertes wie erfahrenes Konstruktionsteam machte sich nun an die Arbeit etwas bisher vollkommen neues und vor allem stärkeres zu erschaffen. GM verließ sich dabei jedoch nicht nur auf seine Ingenieure, sondern beauftragte dafür auch den Cadillac-Chefdesigner , der die neue Raupe auch optisch hervorheben sollte. Nach ausgiebigen Praxistests konnte das beeindruckende Resultat aus der Zusammenarbeit nun ab 1955 in die Serienfertigung. Exklusiv war dabei das „ Dual Power“-System . Der je nach Ausrüstung zwischen 30 und 40 t schwere Euclid TC-12 wurde von nicht weniger als zwei GM 6-71-Dieselmotoren angetrieben, von denen jeder über ein Allison Torqmatic-Getriebe eine Kette antriebt. Die Antriebsstränge waren völlig getrennt und die Raupe war in Längsrichtung in unabhängig voneinander oszillierende Hälften geteilt. Dieses Merkmal stellte den wesentlichen Unterschied zu herkömmlichen Bulldozern dar, deren Kettenrahmen unabhängig voneinander schwingen können. Für eine beispiellose Manövrierfähigkeit der TC-12 sorgten die separaten Allison-Getriebe, mit denen der Fahrer jeweils einen Raupenstrang in Vorwärtsrichtung halten und einen in den Rückwärtsgang schalten konnte. Mit beiden Motoren verfügte der TC-12 über eine Gesamtleistung von rund 380 PS und übertrumpfte seinerzeit sogar den gerade neuerschienenen D 9 vom Wettbewerber Caterpillar. Das von GM selbst gesteckte Ziel erschien damit nun erreicht und die Euclid-Baumaschinensparte wuchs weltweit beachtlich an. Auch wenn sich der TC-12 am Ende nicht durchzusetzen vermochte und ihm konventionelle Raupentypen folgten, nimmt er bis heute eine Sonderstellung ein. Im Jahre 1968 musste sich GM aus wettbewerbsrechtlichen Gründen von Euclid trennen. Die Baumaschinen lebten dann in Kanada und Schottland unter der Marke Terex weiter.
von Ulf Böge 19. Januar 2025
Viele Jahrzehnte stand der Maschinenbau in England an der Weltspitze. Nicht zuletzt kamen bahnbrechende und zukunftsweisende Innovationen von Erfindern aus dem Vereinigten Königreich. Auch bei der Entwicklung von Baumaschinen und Kranen standen die Ingenieure von dort lange auf den ersten Plätzen. Auch die 1911 ursprünglich in Feltham bei London gegründete Firma Bray zählte lange Zeit zu den Pionieren bei der Entwicklung von Schaufelladern - Baumaschinen, die ab den 1950er Jahren in Europa immer populärer wurden. Zunächst konnte dafür eigen entwickelte Ladeanlagen - sogenannte Hydraloader - an bereits vorhandenen Traktoren von Fordson oder Country montiert und sodann für leichte Lade-und Grabarbeiten verwendet werden. Der im Jahre 1956 präsentierte Frontlader BL 430 konnte allerdings darüber hinaus noch ein weiteres, höchst nützliches Detail aufweisen: Den Allradantrieb! Dieser frühe „Brayloader“ galt seither als der erste seiner Art in Großbritannien und konnte aufgrund der sehr massiven und seinerzeit fortschrittlichen Kinematik als vollwertige Erdbewegungsmaschine eingesetzt werden. Das Allradgetriebe lieferte dafür die AWD Engineering Ltd. des legendären David John Brown, der bekanntlich für zahlreiche herausragende Baumaschinen verantwortlich war. Mit dem Vierrad-Antrieb gelangen nun immer mehr Schaufellader auf die Baustellen. Besonders in England konnte sich das auf Traktoren basierende Konzept lange in der Bauwirtschaft etablieren und auch andere Hersteller, wie Chaseside, Weatherill oder Whitlock, boten bis in die 1970er Jahre Maschinen derartiger Bauarten an. Dennoch entwickelte Bray auch neue Radlader zu denen ab 1963 dann auch der Typ 530 gehören sollte dem viele weiterer großartige Maschinen folgen sollten. Im Jahre 1973 übernahm die Matbro Ltd. Das Unternehmen und beide Firmen brachten zusammen in den darauffolgenden fast 20 Jahren zahlreiche sehr erfolgreiche Maschinen auf den Markt. Nachdem Matbro 1991 von Powerscreen übernommen wurde und daraufhin sehr erfolgreich mit Teleskopladern agierte, konnte sich der verbleibende Teil von Bray im damaligen internationalen Wettbewerbsumfeld nicht mehr durchsetzen und verließ den Markt für immer. Während der Name Bray nun endgültig verschwand, wurde Matbro wiederum im Jahre 1999 an Terex veräußert. Danach folgte 2001 die Einstellung der Produktion.
von Ulf Böge 17. Juni 2024
Das es in Dänemark einst rund 15 Hersteller von Baumaschinen gab, ist heute kaum noch bekannt. Um so mehr wird die Tradition bei unseren nördlichen Nachbarn gepflegt und in zahlreichen interessanten Museen dabei sichergestellt, dass auch dieser spannende Teil der dänischen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. So wurde bereits im Jahre 1877 zunächst im dänischen Tylstrup die Maschinenfabrik Pedershaab gegründet. Neu Jahre später begann man dann in Brønderslev Eisenteile, wie Scharniere oder Baubeschläge für den lokalen Markt zu produzieren. Bald darauf kam eine Eisengießerei dazu und die Konstruktion von ersten Maschinen konnte aufgenommen werden. Ab 1925 stellte Pedershaab in Dänemark dann auch erste Baumaschinen her. Dazu gehörten neben einer großen Anzahl von unterschiedlichen Straßenwalzen auch Eimerkettenbagger für die Gewinnung von Torf und dänischer Braunkohle in der Region Nordjütlands. Hierzu wurden zunächst auch die meisten Bagger eingesetzt - und ständig kamen weiterer dazu. So auch der erste Seilbagger im Jahre 1936 und folglich der bis heute legendäre Typ P.M. 1, mit dem Pedershaab nun auch einen vollumfänglichen Universalbagger anbieten konnte. Viele Maschinen wurden während der fünfjährigen deutschen Besatzungszeit zum einen für die Gewinnung von Kohle gebraucht, die dann ins Ruhrgebiet transportiert wurde, oder zum Bau von militärischen Anlagen, was zur Folge hatte, dass die Produktionszahlen in Brønderslev stets anstiegen. Nach dem Desaster des Kriegs wurden die Pedershaab Seilbagger nur noch ausschließlich für zivile Zwecke eingesetzt. Auch Dänemarks Infrastruktur wuchs in der Nachkriegszeit und auch der weltweite Export trug einen wesentlichen Anteil am großen Erfolg des Unternehmens bei. Der im Jahre 1953 präsentierte neue Baggertyp P.M. 12 entwickelte sich dabei zu einem Bestseller. Mit einem Gewicht von 12 t und Arbeitsgeräten mit Volumen von 0,2 bis 0,4 m3 lag die formschöne Baumaschine im Trend der damaligen Zeit und war auch außerhalb Dänemarks lange Jahre beliebt. Erst 1966 stellte Pedershaab die Produktion von Baumaschinen ein und entschied sich, als Handelsunternehmen für andere Marken zu agieren, was 1972 ebenfalls wieder beendet wurde. Als Hersteller von Betonfertigungsanlagen entwickelte sich das Unternehmen jedoch weiter und ist heute Teil der Afinitas-Gruppe.